VPOD-Streikforderungen zur Geschlechtergerechtigkeit an den Basler Schulen

VPOD-Mitglieder richten Streikforderungen zur Geschlechtergerechtigkeit an den Basler Schulen direkt an Regierungsrat Conradin Cramer. Darin schreiben sie...

Sehr geehrter Herr Cramer,

Der Druck auf Lehr- und Fachpersonen wächst ständig. Der Fachkräftemangel ist eine längst bekannte Tatsache, die sich angesichts der steigenden Schüler:innenzahlen und laufenden Pensionierungswelle noch weiter verschärfen wird. Somit stehen auch die Arbeitsbedingungen der Lehr- und Fachpersonen stark unter Druck. Ein grosser Teil der Lehr- und Fachpersonen sind FLINTA-Personen – kommt hinzu: je jünger die Kinder sind, desto eher werden sie von Frauen unterrichtet. Viele von ihnen arbeiteten Teilzeit und sehen sich mit oft fast unmöglichen Vereinbarkeitsproblemen gegenübergestellt. Auch die Schule ist zudem kein diskriminierungsfreier Ort. Angesichts dieser Realitäten beteiligen sich auch die Basler Lehr- und Fachpersonen am 14. Juni am Feministischen Streik.

Im Rahmen dessen stellen unsere Mitglieder folgende Forderungen:

Feministischer Streiktag am 14. Juni 2023

  • Das ED muss anordnen, dass an diesem Tag keine Tests und keine Absenzkontrollen durchgeführt werden.
  • Mitarbeitende, die dem Streikaufruf ihrer Gewerkschaft folgen und damit von ihrem Streikrecht Gebrauch machen, dürfen nicht sanktioniert werden.
  • Eine Minimalbetreuung der Schüler:innen wird durch Freiwillige gewährleistet. Diese Minimalbetreuung wird durch die Schulleitung koordiniert.

Familienarbeit und Lohnarbeit müssen vereinbar sein!

  • Massnahmen und Verordnungen müssen die Vereinbarkeit von Berufs-, Familien und Privatleben stärken statt gefährden. Die neue Pflichtlektionenverordnung muss vollumfänglich zurückgenommen werden.
  • Ein Teilzeitpensum darf keine Falle für versteckte Mehrarbeit bleiben.
  • Bei Pensenlegung, Stundenzuteilung und weiteren Präsenzzeiten ist auf Betreuungsaufgaben verpflichtend Rücksicht zu nehmen.
  • Zur Verbesserung der Vereinbarkeit braucht es eine Elternzeit von einem Jahr pro Elternteil und Kind, die alle Formen der Familiengestaltung berücksichtigt.

Keine Lohnunterschiede zwischen FLINTA-Personen und cis Männern!

  • Je jünger die betreuten Heranwachsenden auf einer Schulstufe sind, desto mehr FLINTA-Personen arbeiten auf der Stufe und desto niedriger ist die Bezahlung. Wir fordern eine transparente, jährliche Aufschlüsselung dieser Lohnunterschiede sowie eine Anhebung der Löhne von Mitarbeitenden auf den unteren Bildungsstufen auf das Lohnniveau der Gymnasialstufe.
  • Wir fordern vollständige Transparenz der Löhne in Bezug auf Einreihung und Lohnentwicklung.
  • Wir fordern die vollständige Anerkennung von Betreuungs- und Auffangzeiten als Arbeitszeit, damit 100% Arbeit auch 100% Lohn entspricht.

Prävention vor sexualisierter Gewalt

Als Arbeitgeber ist das ED gesetzlich dazu verpflichtet, seine Mitarbeitenden vor sexualisierten Übergriffen zu schützen und Präventionsmassnahmen zu treffen. Dieser Aufgabe kommt das ED bisher nicht nach.

  • Es braucht klare Verfahrenswege und Ansprechpersonen in jedem Schulhaus. Diese müssen allen Mitarbeitenden bekannt sein.
  • Intersektionale Aspekte sexualisierter Gewalt müssen beachtet werden.
  • Die Ansprechpersonen müssen im Umgang mit Betroffenen sexualisierter Gewalt sowie im Hinblick auf intersektionale Diskriminierung geschult sein.

Aufbau einer diskriminierungssensiblen Schulkultur!

Das ED muss Massnahmen treffen, um…

  • sexistische, LGBTINAQ-feindliche, altersdiskriminierende, ableistische, klassistische und rassistische Strukturen und Verhaltensweisen in den Schulen wahrzunehmen, dagegen vorzugehen und ein diskriminierungsfreies Lern- und Arbeitsumfeld zu schaffen,
  • die Würde und Integrität von Lehr- und Fachpersonen, anderen Angestellten sowie Schüler:innen zu schützen, die von diskriminierenden Strukturen und Verhaltensweisen betroffen sind,
  • die aktive kritische Auseinandersetzung mit eignen Privilegien sowohl auf individueller wie auf kollektiver Ebene zu fördern.

Wir würden uns freuen, wenn Sie auf diese Forderungen baldmöglichst reagieren.