Brief an die Regierungen von BS und BL zum Feministischen Streik am 14. Juni 2023

Forderung: Die Kantone sollen sich als Arbeitgeber zum Feministischen Streik bekennen!

Anwort der Regierung BL am Ende des Briefes.

Brief an die Regierungen von Basel-Stadt und Basel-Landschaft:

Abgeschickt am 15. Mai 2023

BS: Sehr geehrte Frau Regierungsrätin Dr. Tanja Soland
BL: Sehr geehrter Herr Regierungsrat Anton Lauber

Sehr geehrte Mitglieder des Regierungsrats

Wir wenden uns an Sie als Personalvorsteher:in, in Vertretung des Gesamtregierungsrats, mit folgendem Anliegen:
In der ganzen Schweiz engagieren sich Menschen am schweizweiten Feministischen Streik vom 14. Juni. Die Gründe in den Streik zu treten sind vielfältig. Unsere grundsätzlichen, gewerkschaftlichen Forderungen sind (da die entsprechenden Statistiken auf binäre Geschlechter abstellen, wird hier von Frauen gesprochen):

  • Lohngleichheit: Höhere Löhne!
    Frauen verdienen im Durchschnitt 18% weniger als Männer.
  • Bessere Renten!
    Frauen sind im Alter schlechter abgesichert: sie leisten den Grossteil der unbezahlten Sorgearbeit, aber erhalten rund ein Drittel weniger Rente als die Männer.
  • Mehr Zeit!
    Frauen leisteten 50% mehr unbezahlte Haus- und Familienarbeit als Männer: sie arbeiten damit gleich viele Stunden wie Männer, aber haben viel weniger Einkommen.
  • Mehr Respekt!
    Frauen sind häufiger Opfer von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz als Männer: Rund 30% der Frauen fühlten sich am Arbeitsplatz schon sexuell belästigt.
  • Mehr Service Public!
    Frauen sind besonders auf einen gut ausgebauten Service Public, d.h. die staatliche Grundversorgung mit Infrastruktur und Dienstleistungen, angewiesen: als Arbeitnehmer:in und Nutzer:innen.
  • Mehr Schutz bei Schwangerschaft und nach der Geburt!
    Schwangere und Mütter werden auf dem Arbeitsmarkt zu wenig geschützt: 70% der Schwangeren müssen sich krankschreiben lassen, weil es keinen vorgeburtlichen Mutterschutz gibt. Jede siebte Frau verliert aufgrund der Mutterschaft ihre Stelle.

Der Kanton Basel-Landschaft engagiert sich bereits auf verschiedenen Wegen in den angesprochenen Themen. Entsprechend scheint es uns nur folgerichtig, dass der Kanton sein unbestritten grosses Engagement für Gleichstellung und gegen Diskriminierung auch am 14. Juni 2023 nach aussen tragen würde.

Konkret könnten wir uns folgende Möglichkeiten für ein sichtbares Engagement vorstellen, z.B.:

  • TINFA*(Trans-, Inter-, nicht binäre Menschen, Frauen und Personen ohne Geschlechtsidentität) können vereinfacht, d.h. mit «Einladung» der Regierung, über GLAZ/JAZ/etc., ab 15:24 Uhr (der Zeitpunkt am Tag, ab welchem Frauen gratis arbeiten -> Lohndiskriminierung) frei nehmen, um an den Veranstaltungen des feministischen Streiks teilzunehmen.
  • Cis-Männer übernehmen bei Bedarf ihre Aufgaben oder Dienste oder können sich solidarisch rund um den Streik engagieren.
  • Der Kanton steht sichtbar zu seinem Committment für Gleichstellung und gegen Diskriminierung, indem beispielsweise die Regierungsrätinnen und die Landschreiberin um 15:24 Uhr TINFA* zu einer gemeinsamen Kaffeepause einladen.
  • Wo es Arbeitsbekleidung gibt, dürfen an diesem Tag Elemente, z.B. T-Shirts, in den Farben des feministischen Streiks getragen werden.
  • Aktionsbuttons dürfen davor und an diesem Tag getragen werden.

Und schliesslich wäre es natürlich sehr zu begrüssen, wenn die Regierung diese Unterstützung dem Personal (nach Ihrem Gutdünken auch der Öffentlichkeit) kommunizieren würde.

Es würde den vpod region basel sehr freuen, wenn der Kanton als unser Sozialpartner hier erneut sprichwörtlich Farbe zeigen würde.

Für weitere Auskünfte, Fragen oder Ideen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Wir bedanken uns im Voraus für die wohlwollende Prüfung unseres Anliegens.

Freundliche Grüsse
vpod region basel

Anwort der Regierung BL

"Die Regierung des Kantons Basel-Landschaft anerkennt die Anliegen des Frauenstreiks (Gleichstellung von Frauen und Männern in allen Lebensbereichen) und unterstützt die Teilnahme der Mitarbeitenden - auf deren Anfrage - am Streik in der eigenen Freizeit. In Absprache mit der vorgesetzten Person können dafür Ferien bezogen oder Gleitzeit/Überzeit kompensiert werden."

Arbeitest du beim Kanton BL und willst am 14. Juni dabei sein? Dann fordere diese Unterstützung der Regierung unbedingt ein!