Offener Brief zu den Lohngesprächen im Gesundheitsbereich

Von: Joël Lier

Der vpod region basel gelangt mit dem heutigen offenen Brief an die Regierungsräte der Gesundheitsdepartemente der beiden Basel und die entsprechenden Sachkommissionen der Parlamente sowie auch an die Verwaltungsräte der Spitäler USB, UAFP, UPK, UKBB, UZB, KSBL und PBL sowie deren Spital- bzw. Geschäftsleitungen.

Im Frühling wurde auf den Balkonen geklatscht und das Personal im Gesundheitswesen wurde offiziell als systemrelevant erklärt. Die Forderungen beziehungsweise die Debatte zu dringend notwendigen und langfristig unausweichlichen Verbesserungen bei den Arbeits- und Lohnbedingungen fanden endlich ihren Weg in die breite Öffentlichkeit.

Gleichzeitig haben die Folgen sowie die Bewältigung der Corona-Pandemie auf unterschiedliche Art und Weise zu grossen finanziellen Löchern in den Finanzen der öffentlich-rechtlichen Unternehmen im Gesundheitswesen geführt, welche zusätzlich auch keinen Gebrauch von Kurzarbeitsentschädigung machen konnten. Ebenso ist nach wie vor unklar, ob, wann, von wem und zu welchen Teilen diese Kosten und Einnahmenausfälle gedeckt werden.

Nun laufen im Rahmen der Gesamtarbeitsverträge (das UZB untersteht keinem GAV) die Gespräche mit den einzelnen Unternehmen für die Lohnentwicklung 2021. Diese deuten unternehmensübergreifend auf eine minimalste Lohnentwicklung oder gar auf eine sogenannte «Nullrunde» hin.

Das unmittelbare Signal, welches damit hinsichtlich der Eingangs angesprochenen Verbesserungen der Arbeits- und Lohnbedingungen ausgesendet würde, wäre verheerend – generell, aber auch im Hinblick auf eine eventuell erneute starke Zunahme von Krankheitsfällen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Der Teufelskreis, in der sich das Gesundheitswesen betreffend Personalmangel, Leistungsdruck und schwindender Attraktivität der Branche befindet, würde zusätzlich weiter verschärft.

Für uns stehen jedoch nicht nur die Unternehmen in der Verantwortung. In der Pflicht sind auch die beiden Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft als Eigner beziehungsweise die Regierungsräte der zuständigen Departemente sowie die entsprechenden Sachkommissionen der Parlamente. Wir fordern deshalb von ihnen allen, dass sie alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um eine überdurchschnittliche Lohnentwicklung für das Jahr 2021 zu ermöglichen. Damit soll ein klares, positives Signal hinsichtlich besserer Arbeits- und Lohnbedingungen ausgesendet werden. Als erster Schritt soll dazu der Lohnentwicklungsprozess in den einzelnen Unternehmen per sofort unterbrochen und zeitnah ein runder Tisch mit den adressierten Akteur*innen sowie den Personalverbänden geschaffen werden.

Der vpod region basel ist überzeugt, dass es konkrete Perspektiven braucht, um aus der Sackgasse zu kommen, in der das Gesundheitswesen in Sachen Personal steckt.


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11.09.2020 Offener Brief zu den Lohngesprächen im Gesundheitsbereich PDF (181.7 kB)