Integrative Schule
Die Lehr- und Fachpersonen müssen dringend entlastet werden, aber nicht auf Kosten der integrativen Schule. Wir fordern die Weiterentwicklung der integrativen Schule.
Kontaktperson
Sina Deiss
Volksschulen
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In Basel-Stadt hat die integrative Schule einen hohen Stellenwert. Dies u.a. auch, weil die Schweiz mit der Ratifizierung der UN-Kinderrechtskonvention (1997) und der UN-Behindertenrechtskonvention (2014) dazu verpflichtet ist, eine integrative und diskriminierungsfreie Bildung für alle Kinder und Jugendlichen zu gewährleisten.
Die Forschung zeigt, dass Schüler:innen langfristig von Integration profitieren, deshalb brauchen wir ein Schulsystem, das den Schüler:innen von heute gerecht werden kann, ohne diese zu separieren und zu diskriminieren. Trotz dem Bekenntnis zur integrativen Schule mangelt es auch in Basel-Stadt an der Umsetzung.
Wir nehmen die Überlastung der Lehrpersonen durch den akuten Lehr- und Fachpersonenmangel und die steigenden Anforderungen im jetzigen Schulsystem sowohl wahr als auch ernst und fordern die Weiterentwicklung der integrativen Schule. Den Ausbau separativer Massnahmen lehnen wir deutlich ab, da die Entlastung der Lehr- und Fachpersonen nicht auf dem Rücken der Schüler:innen ausgetragen werden darf.
VPOD-Events zur integrativen Schule
Beim VPOD organisierte Lehr- und Fachpersonen laden zu einer Veranstaltungsreihe mit dem Themenschwerpunkt 'Integrative Schule' ein. Alle Infos im Flyer:
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20.12.2023 | VPOD-Flyer Events 2024 zu integrativer Schule | PDF (1.6 MB) |
VPOD-Positionspapier zur integrativen Schule
«Integration statt Separation – aber mit Verbesserungen» – so liesse sich das neue Positionspapier der im VPOD organisierten Lehr- und Fachpersonen beschreiben. VPOD-Mitglieder beziehen klar Stellung für die integrative Schule. Gleichzeitig kritisieren sie auch die heute herrschende Überlastung der Lehrpersonen, sehen aber in der Separation nicht die Lösung. Denn Entlastung der Lehr- und Fachpersonen darf nicht zulasten der Schüler:innen gehen.
Wir sagen NEIN zur Förderklasseninitiative, denn:
- Es gibt bereits separative Angebote im Kanton Basel-Stadt, die Schaffung weiterer Angebote ist unnötig.
- Die Förderklassen bieten keine nachhaltige Lösung, sondern höchstens eine kurzfristige Entlastung auf Kosten der betroffenen Schüler:innen.
- Die Reintegration in die Regelklasse nach der separativen Massnahme stellt eine Herausforderung dar, die viele Ressourcen bindet und selten gelingt.
- Die Zuweisung in Förderklassen hat grosses Diskriminierungspotential und erschwert Chancengerechtigkeit. Bildungsnachteile und Auffälligkeiten werden durch die Separation verstärkt.
- Die Initiative ist umformuliert. Somit wären die Folgen einer Annahme völlig unklar. Wir lehnen einen Rückschritt zu den Kleinklassen ab. Diese wurden aufgrund ihrer veralteten Pädagogik, diskriminierenden Wirkung, erschwerten Unterrichtsbedingungen und weitgehenden Folgen für die Betroffenen abgeschafft.
Wir sagen grossmehrheitlich NEIN zu den Massnahmen des Erziehungsdepartements, weil sie:
- eine Symptombekämpfung darstellen, welche ohne Ursachenanalyse nichts nützt und an den Bedürfnissen der Lehrpersonen und Schüler:innen vorbei zielt
- weiterhin auf Separation statt Integration fokussieren und sich an Defiziten statt Ressourcen von Schüler:innen orientieren
- mangelnde Transparenz bei der Zuteilung der Mittel enthalten und erhöhte finanzielle Verantwortung für Schulleitungen ohne mehr zusätzliche zeitliche und personelle Ressourcen darstellen
- das Kollegium bei der Anwendung der Massnahmen zu wenig einbeziehen
- personelle und räumliche Ressourcen nicht ausreichend mitdenken
- zu mehr bürokratischem Aufwand führen
- die Sekundarstufe I zu wenig einbeziehen
- die Bedürfnisse und Entscheidungskompetenz der Schüler:innen und deren Erziehungsberechtigten nicht ausreichend berücksichtigen
- Ressourcen verschieben, die dann andernorts fehlen
Wir fordern deshalb:
Wie bereits eingangs erwähnt, stellen wir uns als Lehr- und Fachpersonen im VPOD gegen einen Grossteil der gemachten Vorschläge und sprechen uns für die Weiterentwicklung der integrativen Schule aus. Wir gehen jedoch einig mit der oft gemachten Analyse, dass die integrative Schule, so wie sie jetzt ist, nicht funktionieren kann. Wir als Lehr- und Fachpersonen spüren die steigende Belastung in unserem Beruf generell, dagegen muss unser Arbeitgeber, das Erziehungsdepartement Basel-Stadt, wirkliche Lösungen bringen. Im folgenden machen wir Vorschläge, wie eine integrative Schule möglich wird:
Grundhaltung des Schulsystems/ED
- Damit Integration gelingen kann, braucht es eine Volksschule, die Integration und Inklusion in all ihren Entscheidungen entschlossen und aktiv fördert und sich zur integrativen Schulen klar bekennt.
- Diskriminierung und Unterdrückungsmechanismen müssen vom Schulsystem anerkannt und an allen Schulen benannt und abgebaut werden. Dazu braucht es entsprechende Weiterbildungen aller Akteure des Bildungssystems.
- UN-Kinderrechtskonvention und UN-Behindertenrechtskonvention sind verbindlich. Die Schweiz muss als privilegiertes Land führend vorangehen und diese rechtlichen Vorgaben einhalten.
- Integration kostet Geld. Der Kanton Basel-Stadt muss sein Bildungsbudget an die Realitäten des 21. Jahrhundert anpassen. Der Kanton muss sich beim Bund für die Priorisierung von Inklusion einsetzen.
Konkrete Vorschläge
- Es braucht eine ausführliche Analyse zum Stand der Umsetzung der jetzigen Massnahmen und darauf basierende Vorschläge.
- Die vorhandenen Massnahmen müssen verbessert werden (Schaffung klarer Voraussetzungen, Beschleunigung der Entscheidprozesse, Mitsprache der Lehr- und Fachpersonen stärken etc.)
- Mehr Zeit für Integration und Kooperation im Team: Pflichtlektionen der Lehrpersonen reduzieren und Zeit für Integrationsarbeit schaffen
- Weniger administrative Aufgaben für Lehrpersonen (Ausgleich z.B. durch mehr Ressourcen für Schulsekretariate)
- Doppelbesetzung durch pädagogisch ausgebildetes Personal in allen Lektionen
- Mehr und besser ausgebildete Lehr- und Fachpersonen auf allen Stufen. Mitgemeint sind Qualifizierte Assistenz, Logopäd:innen, Sozialpädagogi:innen, Psychomotoriktherapeut:innen, Fachpersonen und Mitarbeiter:innen der Tagesstrukturen, Heilpädagog:innen und schulische Sozialarbeiter:innen.
- Höhere Attraktivität des Berufs: gleicher Lohn für alle Stufen (Niveau der Gymnasien , nicht der Kindergärten)
- Deutlich verbesserte Arbeitsbedingungen und mehr Lohn für Mitarbeitende der Tagesstrukturen und für qualifizierte Assistenzen.
- Klassengrösse verkleinern abhängig vom Standort und Raumangebot
- Selektion durch Leistungszüge in der Sekundarschule abschaffen
- Mehr Transparenz/Mitsprache der Lehrpersonen bei integrativen Massnahmen.
- Verstärkter Einbezug der Eltern
Wir sind Klassenlehrpersonen, Fachlehrpersonen, Heilpädagog:innen, qualifizierte Assistent:innen und Schulleitungen unterschiedlicher Schulstufen in Basel-Stadt und wir sagen JA zur integrativen Schule!
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16.11.2023 | VPOD-Positionspapier zur integrativen Schule | PDF (232.8 kB) |
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20.12.2023 | VPOD-Flyer Events 2024 zu integrativer Schule | PDF (1.6 MB) |